Direkt zum Hauptbereich

Das Windtelefon als emotionale Zuflucht

Nach Yuki & Nina im Kplus-Programm 2009 kehrt Nobuhiro Suwa mit einem weiteren Film zurück ins Generationprogramm. Sein neuer Film Kaze No Denwa läuft im Programm 14+. Am Tag nach der Weltpremiere nimmt er sich eine ganze Stunde für Clara und mich Zeit, um unsere Fragen zum Drehprozess, zur Situation in Japan und anderen Dingen zu beantworten. Wir machen es uns in der Lounge des Hotel Berlin, Berlin gemütlich und tauschen uns bei netter Hintergrundmusik über Kaze No Denwa, Japan und die Welt aus, während Isabelle netterweise für uns übersetzt.

Freie Generation Reporter: Wie hat sich die Entstehung des Filmteams ergeben und wie haben Sie Serena Motola, die Schauspielerin von Haru, gefunden?

Nobuhiro Suwa: Es ist jetzt schon 18 Jahre her, dass ich meinen letzten Film in Japan gedreht habe. Seit 2002 habe ich eigentlich nur mit französischen Produzenten gearbeitet. Daher kannte ich die meisten meiner neuen Mitarbeiter vorher gar nicht. Das war also alles sehr aufregend und ich war ziemlich nervös, aber es ist ja alles gut gegangen.
Für Haru haben wir ein Casting gemacht, es sind verschiedene Mädchen erschienen, aber am Ende haben wir uns für Serena Motola entschieden. Sie ist zu zwei Castingterminen gekommen, für mich war es allerdings schon beim ersten Termin klar. Beim zweiten Vorsprechen haben wir sie improvisieren lassen. Das hat sie hervorragend und sehr natürlich gemacht, obwohl es das erste Mal war, dass sie so improvisiert hat, ohne einen Text auswendig zu lernen. Schon da hat sich großartig in die Rolle hineinempfunden.
Sie ist auch ein sehr besonderer Mensch. Wenn man sie etwas fragt, redet sie nicht gleich los, sondern denkt erst sehr lange nach, teilweise minutenlang. Während man aber auf sie wartet, wird man nie müde, man würde ihr gerne immer weiter so zusehen.

FGR: Wie sind denn die restlichen Schauspieler zum Film gekommen?

Nobuhiro Suwa: Die Begegnungen, die Haru im Film hat, werden von Schauspielern gespielt, die - bis auf die kurdische Familie - alle bereits auf eine lange erfolgreiche Karriere in Japan zurückblicken. Ich habe eine besondere Art zu drehen - bei mir wird vorab kaum Dialog festgelegt, es wird sehr viel improvisiert, deswegen müssen alle Schauspieler, die mitmachen, den Willen und die Motivation dazu haben und es auch können. Mit ihrer ersten Begegnung auf ihrem Weg und auch mit dem Mann, der im Kernkraftwerk von Fukushima tätig war, habe ich schon früher gearbeitet und wusste deshalb, dass ich ihnen Haru unbesorgt anvertrauen kann.

FGR: Gestern wurde gesagt, dass der Film in der gleichen Reihenfolge gedreht wurde, wie es letztendlich im Film gezeigt wurde. Standen denn auch die Städte von Anfang an fest, oder hat sich das teilweise im Verlauf des Filmes ergeben?

Nobuhiro Suwa: Die Städte standen vorher schon fest, die haben wir auch alle vorab besichtigt. Aber es gibt auch Sachen wie das gelbe Rapsfeld, die wir beim Dreh erst entdeckt und kurzfristig in den Film aufgenommen haben.

FGR: War die Länge des Filmes geplant? Es ist ja ein sehr langer Film, gab es dafür ein Limit oder hat sich das erst beim Schnitt so ergeben?

Nobuhiro Suwa: Die Länge eines Filmes kennt man vorab überhaupt nicht. Auch bei den einzelnen Szenen war mir nicht klar, wie lang sie nun wurden, das war völlig von der Situation abhängig. Da gibt es sehr viele Unbekannte. Beim Schnitt habe ich versucht, ihn so gut wie möglich zu kürzen, aber kürzer als jetzt ging es nicht.

FGR: Im Film werden Fukushima, aber auch Hiroshima und ein Erdbeben vor kurzer Zeit angesprochen. Wie gut ist denn die Aufarbeitung dieser Ereignisse in Japan?

Nobuhiro Suwa: Wie genau die soziale Aufarbeitung dieser Vorfälle in Japan ist, kann ich auch nicht genau beurteilen. Aber im Falle von Fukushima ist es so, dass ganz viele Menschen auf einmal gestorben sind. Viele Kinder haben ihre ganze Familie verloren und es gibt viele Programme zur psychologischen Unterstützung, aber oft ist es so, dass sich die Angehörigen der Kinder entscheiden, dass sie nicht in solche Einrichtungen kommen, sondern lieber bei entfernt lebenden Verwandten unterkommen. Manchmal passiert es dann, dass die Verwandten der Kinder diese dann mit der psychologischen Betreuung ein bisschen alleine lassen.
Außerdem ist es in Japan so wie in vielen anderen Gesellschaften vermutlich auch: die Religion hat kaum noch gesellschaftliche Funktionen und die Leute glauben nicht mehr an sie. Dadurch hat man nichts mehr, woran man seine Gefühle wenden kann, deswegen wenden sich die Menschen an Orte wie die Telefonzelle (Kaze No Denwa), weil ihnen das kein anderer Ort bieten kann. Auch heute gehen ja noch jeden Tag Leute zu dieser Telefonzelle. Mittlerweile sind das auch nicht mehr nur diejenigen, die Angehörige bei Fukushima verloren haben, sondern auch welche, die Verwandte und Freunde in einem Unfall verloren haben.
Ein anderes Problem, was nicht direkt mit der Katastrophe zutun hat, sind die psychischen Probleme von Kindern und Jugendlichen. Viele Kinder in der Grundschule und Mittelstufe (Klasse 1 bis 9) haben ein sehr geringes Selbstbewusstsein und fühlen sich einsam. Das höre ich auch von vielen Lehrern, mit denen ich spreche. Auch die Selbstmordrate von Kindern ist in Japan am Steigen. Da steht die japanische Regierung und Gesellschaft meiner Meinung nach gerade in einer psychischen Krise. Deshalb möchte ich diesen Kindern mitgeben: es ist gut, einfach nur zu leben.

FGR: Wir haben uns schon gefragt, ob und wie Kaze No Denwa in Japan gezeigt werden wird, und damit zusammenhängend, welche Reaktionen Sie erwarten. Es werden viele unangenehme Themen angesprochen, mit denen sich eventuell nicht jede*r auseinandersetzen möchte. Denken Sie, es wird Gegenstimmen geben zu Ihrem Film geben?

Nobuhiro Suwa: Von den Menschen, die den Film bisher gesehen haben, sind die Reaktionen ausnahmslos positiv. Meine früheren Filme sind eher sehr künstlerisch, die eher in kleinen Arthouse Filmen gezeigt wurden. Diesen Film haben wir jetzt aber bei einem großen Verleiher, der seine Filme in wirklich großen Cineplex Kinos bringt. Das heißt, es können ihn vergleichsweise viele Menschen sehen. Dafür haben ihn bisher noch gar nicht so viele gesehen.

FGR: Es war ja aber auch die Internationale Premiere, also wird das vielleicht noch.

Nubohiro Suwa erzählt uns, dass die Menschen in Japan sich lieber mit einfachen und leicht verständlichen Dingen auseinandersetzen, und möchte wissen, wie das bei uns in Deutschland ist. Wir können ihm versichern, dass auch hierzulande nach der Arbeit oder dem Studium eher ”bekömmlich” Filme und bspw. auch Musik gefragt sind. Hier bei der Berlinale ist das Publikum aber natürlich etwas anders.

Nobuhiro Suwa: Ich denke, dass es auch solche einfachen Filme braucht. Aber mein Film fordert die Zuschauer sehr, sich mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen. Dafür gibt es nicht allzu viel Publikum. Jetzt sind neun Jahre seit der Katastrophe von Fukushima vergangen und viele Leute wollen bzw. können sich noch gar nicht damit auseinandersetzen. Dann denken sie sich vielleicht, dass es jetzt noch nicht geht, aber eventuell später.

Wir erzählen ihm, dass es für uns super funktioniert hat, sich auf den Film einzulassen und auch die Länge gut gepasst hat. Als er anmerkt, dass das vermutlich auch Serena Motola zu verdanken ist, stimmen wir zu. Vor allem ihr letzter Monolog, der nach gestrigen Angaben 10 Minuten lang ist, fühlt sich gar nicht so.

Nobuhiro Suwa: Sie hätte auch eigentlich gerne noch mehr gesagt - sie hätte immer weiter reden können. Ich finde auch sehr mutig, was sie gemacht hat. Beim Dreh ist sie zum ersten Mal in diese Situation geschlüpft und hat sich gar nicht richtig vorbereitet. Normalerweise wäre man dabei als Schauspielerin unsicher und sie hatte auch überlegt, etwas vorzubereiten, sich z.B. etwas auf einen Zettel aufzuschreiben. Dann hat sie aber entschieden, dass das unwahr wäre und sie sich an dem Tag und an dem Ort auf die Atmosphäre einlassen muss.

FGR: War es also nur ein Take?

Nobuhiro Suwa: Zwei. Wir haben es einmal aufgenommen und komplett durchgespielt, aber dann meinte sie: das war falsch, so ist das irgendwie gelogen, ich möchte es nochmal machen.

FGR: Wie sieht es denn mittlerweile in Fukushima mit der Strahlung aus? Im Film sehen wir, dass alles wieder aufgebaut ist und viele Menschen dort leben. Aber ist das auch wirklich kein Gesundheitsrisiko mehr?

Nobuhiro Suwa: Ich denke, die meisten Menschen und auch die Medien haben vergessen, dass es das Problem der Radioaktivität gibt. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung hat noch ein starkes Problembewusstsein damit. Die japanische Regierung hat auch gewisse Werte festgelegt und gesagt, bei welchen Werten es sicher ist, dort zu leben. Wenn man diese Werte aber im internationalen Vergleich anschaut, sind sie sehr hoch. Also müsste es auch eine internationale Debatte geben, ob es in Ordnung ist, solche Werte als sichere Werte einzustufen. Es gibt noch eine Sperrzone, in der man nicht wohnen darf, aber die wurde von der Regierung immer kleiner gemacht. Insgesamt schauen die meisten Leute bewusst weg und sind sich der Problematik nicht mehr bewusst. Die Schilddrüsenkrebsrate ist bei Kindern auch stark gestiegen. Die japanische Regierung erkennt jedoch nicht an, dass es dabei einen Zusammenhang zur Radioaktivität gibt.
Ich war ja auch selbst vor Ort und wenn man dort ist, ist es ein ganz seltsamer Anblick. Die Zone, in der man wohnen darf und die, in der man nicht wohnen darf, sind mit einem simplen Zaun abgetrennt. Dabei ist dann schwer zu verstehen, warum die genau dort sein muss und warum das in Ordnung ist. Es ist eine sehr seltsame Region. Bei Tschernobyl damals wurde viel konsequenter vorgegangen, die japanische Regierung ist in ihren Maßnahmen viel zu vage und inkonsequent.

FGR: Hängt das mit Verdrängung zusammen? Möchte sich die Regierung eventuell keine Fehler eingestehen?

Nobuhiro Suwa: Für wen macht denn die japanische Regierung Politik? Meiner Meinung nach für die Wirtschaft. Wenn es großen Unternehmen in Japan gut geht, geht es auch dem ganzen Land gut. Aber wie es mit den normalen Leuten steht, interessiert überhaupt nicht. Es wird so regiert, dass sich die, die wirtschaftliche Macht haben, über ihre Politik freuen. Das ist wie bei den Olympischen Spielen. Dafür muss viele gebaut werden, wodurch es den Bauunternehmen gut geht, auch der Handel floriert und es wird viel verkauft. Das ist diese sehr einfache und auch veraltete Denkweise, dass wenn die Wirtschaft gut läuft, auch die Menschen glücklich sind.

Clara und ich drücken unseren Kummer darüber aus, dass wir in Deutschland als so wirtschaftsstarkes Land gleichzeitig für viel Leid in der Welt mitverantwortlich sind, wie bei der diesjährigen Berlinale mal wieder häufig zu sehen ist (bspw. in Adern der Welt).

Nobuhiro Suwa: Hat nicht aber Deutschland auch viele Geflüchtete aufgenommen? Die japanische Regierung ist da ja ganz schlimm.

FGR: Nicht genug… Uns würde aber noch interessieren, da das Thema der Immigration in den Film aufgenommen wurde, ob Sie es als Problem sehen, dass Migranten in der japanischen Gesellschaft nicht so akzeptiert ist und ob Sie sich wünschen würden, dass sich daran etwas ändert?

Nobuhiro Suwa: Ich denke, das muss geändert werden. Aktuell werden die Menschenrechte der Migranten nicht beachtet. Es passiert tagtäglich, dass Migranten wie im Film gezeigt ganz plötzlich festgenommen werden und ein, zwei Jahre nicht mehr aus dieser Gewahrsam herauskommen, ohne zu wissen, wie lange es noch dauert. Das ist leider Alltag.
Mit diesem Film wollte ich aber keine starke politische Botschaft aussenden, dafür gibt es, denke ich, andere Wege und Methoden. Mein Anliegen hier war die Perspektive eines 17-jährigen Mädchens zu zeigen, wie Japan heute in ihren Augen aussieht.

FGR: Danke auf jeden Fall, dass Sie das in den Film aufgenommen haben. Uns war es nämlich vorher gar nicht so bewusst. Wie offen ist das denn in Japan bekannt? Hier hören wir ja beispielweise auch von den Uiguren in China und den mexikanischen Einwanderern in den USA, aber über Japan gar nichts.

Nobuhiro Suwa: Die internationalen Medien sprechen kaum über dieses Problem. Aber auch im Inland wird nicht viel davon berichtet, also gehe ich davon aus, dass die meisten Japaner davon nichts wissen.

FGR: Ihnen selbst war das also auch nicht klar?

Nobuhiro Suwa: Ich weiß das von der Autorin des Drehbuchs, mit der ich das Skript zusammen geschrieben habe. Selbst wusste ich aber kaum von diesen Problemen. In der Stadt, in der wir das gedreht haben, gibt es eine Community von 2.000 geflüchteten Kurden, das wusste ich zum Beispiel auch nicht. Ali habe ich zuerst getroffen. Er hat uns dann die Türen zu allen anderen geöffnet und war eine Schlüsselfigur. Ali lebt schon seit über 30 Jahren in Japan, hat eine japanische Ehefrau, aber immer noch keinen offiziellen Aufenthaltsstatus. Er war zwischendurch auch drei Jahre in Gewahrsam. Die ganze Gerichtsunterlagen sind ja auch alle auf japanisch, die konnte er dann erstmal gar nicht lesen. Aber ein Bekannter hat ihm dann ein japanisches Lexikon ins Gefängnis mitgebracht, sodass er dort japanisch gelernt und perfektioniert hat.

FGR: Im Film ist sehr schön dargestellt, dass Haru bei der kurdischen Familie zum ersten Mal wirklich aufblüht und was für eine Bereicherung andere Kulturen sind.

Nobuhiro Suwa: Dadurch, dass Japan vom Meer umgeben ist, herrscht ein starkes Bewusstsein, dass Japan nur aus einem Volk besteht, aus einer Ethnie. Dabei ist das ja gar nicht so. Es gibt ganz unterschiedliche Menschen in Japan, es gibt dort viele Völker und Ethnien. Sobald aber jemand ”anders” aussieht, wird gleich gedacht, dass das ein Ausländer ist. Deshalb war es mir ein Anliegen, zu zeigen, dass das gar nicht so ist und es schon Vielfalt in der Gesellschaft gibt und es wichtig und schön ist, zusammen zu leben.

Wir versichern ihm, dass es in Deutschland leider nicht anders ist, obwohl wir ”nicht einmal” Wassergrenzen haben. Auch hier wird mensch häufig nach dem Migrationshintergrund gefragt oder direkt als Ausländer bezeichnet, auch wenn man in Deutschland geboren und deutsch ist. Vermutlich sieht es in der Hinsicht auf der ganzen Welt noch ähnlich aus.
Als wir uns für seinen inspirierenden Film und das so ausführliche und anregende Interview bedanken, hat er selbst noch eine Frage für uns.

Nobuhiro Suwa: Haru ist ja ein sehr schweigsames Mädchen, generell sprechen aber die Leute in Japan nicht so viel, also erscheint sie in Japan nicht so außergewöhnlich seltsam. Ist sie für euch in dieser Hinsicht sehr besonders mit ihrer Schweigsamkeit?

FGR: Sie ist sehr besonders für uns, im positiven Sinne. Auch gestern beim Q & A hatte es eine wahnsinnige Kraft, wie lange sie sich ihre Antworten überlegt hat. Hier ist es eher so, dass man eine Stille verzweifelt zu füllen versucht. Man redet lieber ganz schnell irgendwas, ohne nachzudenken, statt zu lange still zu sein.

An dieser Stelle klärt er uns auf, dass Serena Motola sich gestern sogar noch kurz gehalten hat und sich früher noch viel länger Zeit gelassen hat. Sie selbst ist also auch in Japan besonders.

Nach ziemlich genau einer Stunde bedanken wir uns erneut für das Interview. Es war eine wunderschöne Unterbrechung des filmbeladenen Alltags und hat mich daran erinnert, warum ich es so sehr lieber, nicht nur als Zuschauerin, sondern auch als Journalistin bei der Berlinale tätig zu sein. Mit strahlenden Gesichtern machen wir ein letztes Bild mit ihm, bedanken uns auch herzlich bei unserer Dolmetscherin Isabelle Mathes und verlassen das Hotel, um in den nächsten Film zugehen.

28.02.2020, Johanna Gosten

Pictures: © Moritz Littbarski

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ist das Kunst oder kann das weg?

Der Film Irmã hat sprichwörtlich eingeschlagen wie der pinke Meteorit, um den es die ganze Zeit geht - ein Meteorit aus Fragezeichen und sehr durchwachsenen Meinungen. Geht es überhaupt um den Meteoriten und was versinnbildlicht dieser? Nackte Frauen, die (wie wir aus den Nachrichten erfahren) auf einmal überall in Brasilien auftauchen. Alles ist feministisch angehaucht, aber was ist die Botschaft des Films? Allein die Handlung zusammenzufassen fällt mir zumindest schwer. Zwei Schwestern fahren aus ihrer gewohnten städtischen Umgebung raus aufs Land, um ihren Vater zu finden. Ihre Mutter liegt im Sterben und sie müssen klären, wie es anschließend weitergehen wird. Mit ihrer emanzipierten Art fallen sie im Dorf schnell auf. Zwischen den Handlungseckpfeilern: ganz viel Kunst, um es nett auszudrücken. Auch bei einigen Gesprächen untereinander werden wir nicht so richtig schlau aus Irma. Da sich niemand bereit fühlt, eine ganze Kritik zu schreiben, verleihen wir unserer Verwirrung in dies

Ein hoher Preis

Schon zur Premiere von Byambasuren Davaas Adern der Welt bin ich mir sicher, dass dieser Film einer meiner Favoriten des diesjährigen Kplus-Programms sein und bleiben wird. Vielleicht liegt das an den vielen Tränen, die ich mir während des Abspanns von den Wangen wische, die dadurch aber nur umso stärker zu fallen scheinen. Wenige Minuten vor Beginn des Films wird mir versichert: das ist ein richtig schöner Film. Schön? Ja, irgendwie schon. Dass er aber so schön ist, weil er gleichzeitig so todtraurig ist, damit habe ich nicht wirklich gerechnet. Der Junge Amra und seine Familie sind Nomaden. Von Jahreszeit zu Jahreszeit ziehen sie an unterschiedliche Orte, kehren aber immer an die gleichen Orte zurück, je nach Saison. Ihre Lebensweise ist jedoch bedroht: immer mehr Goldminen werden eröffnet und die Nomaden von ihren Ländereien verdrängt, um die Bodenschätze freizulegen, nach denen die westliche Gesellschaft giert, während die Nomaden den gesamten restlichen Boden ehren. Trotz Nomaden

Goldene Adern

In der mongolischen Steppe lebt der Junge Amra mit seiner Familie ein traditionelles Nomadenleben. Hier leben sie im Einklang mit der Natur. Doch die Region in der sie leben, ist im Begriff ein Bergbaugebiet zu werden. Amras Mutter Zaya kümmert sich um die Ziegenherde und Erdene, sein Vater, verdient Geld als Mechaniker und mit dem Verkauf von Käse. Doch Amras Traum ist es, ein Lied aus einer alten mongolischen Sage bei der Show „Mongolia´s got Talent“ zu singen. Adern der Welt, von Byambasuren Davaa, spricht das Thema der Vertreibung der traditionellen Nomaden in der Mongolei an. Die Nomaden in der Mongolei haben Respekt gegenüber der Natur und schöpfen Kraft aus ihren Traditionen. Doch unter der Erde der Mongolei liegen noch viele Bodenschätze, die abgebaut werden. Nomaden die in einer Region leben, was ein Bergbaugebiet werden soll, müssen ihr ganzes Leben dort aufgeben und ihr Land verkaufen und umziehen. Viele Mongolen kämpfen für die Erhaltung ihres Lebensraumes. Über 1 Fünftel