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„Wir können selber ausbrechen und das Leben feiern." - Im Interview zu "H is for Happiness"

Nachdem am Freitagabend das Publikumsgespräch von vom Eröffnungsfilm „H is for Happiness“ vorbei ist und das Publikum aus dem Kino herausströmt, tummeln sich Kinder und Kameras vor der blauen Fotowand, um ein Autogramm oder Foto von den beiden Hauptdarstellern zu ergattern oder einfach die vergnügte Stimmung mitzuerleben. Mitten drin Anna und ich, die hier mit dem Regisseuren, John Sheedy, und den beiden Hauptdarstellern des Filmes zu einem kleinen Interview verabredet sind.

fGR: Gratulation zum Film. Wie war es für Sie, Generation eröffnen zu dürfen?

John Sheedy: Es ist eine große Ehre, der Eröffnungsfilm zu sein. Ich liebe die Berlinale und wollte schon immer mit einem Film dabei sein, deswegen dachte ich diese Sektion würde ganz gut passen. Ich bin zum ersten Mal auf der Berlinale und dann zu erfahren, dass wir das Festival eröffnen dürfen - das war großartig.

fGR: Wir haben die Landschaftsaufnahmen und die Natur im Film sehr genossen. Hatten Sie von Anfang an ein Bild vor Augen oder war es schwer, einen passenden Ort zu finden?

JS: Ich wollte, dass es eine kleine Stadt am Meer ist die geografisch nicht benannt wird, damit die Geschichte überall auf der Welt spielen könnte, um ein universelles Publikum zu erreichen. Westaustralien hat einige wirklich einzigartige Küsten und kleine versteckte Städte, also sind wir ein paar Wochen gereist um nach einem perfekten Ort zu suchen. Was mir an Albany gefallen hat, war, dass es diese wunderbaren Felsen hat, die aus dem Ozean kommen und die Landschaft und die Architektur diese Zeitlosigkeit und Charme haben. Deshalb schien es mir der perfekte Ort für mich zu sein.

FGR: Waren die Waldbrände in Australien ein Thema während des Drehs?

JS:
Wir haben den Film 2018 gedreht, also vor den Bränden. In Australien gibt es jedes Jahr im Sommer großflächige Brände, aber die diesjährigen waren die schlimmsten für uns. Es sagt viel über den Klimawandel aus, und ich hoffe, dass die jüngsten Brände und deren Auswirkungen eine Warnung an die Welt ist, dass wir beim Klimawandel wirklich aufpassen müssen und ihn nicht mehr leugnen können.

Dem stimmen wir natürlich voll und ganz so und reden so noch etwas weiter über die Klimasituation in Australien und der ganzen Welt. Wir kommen zu dem Schluss, dass Filme wie „H is for Happiness“, die eine so einzigartige Natur zeigen, als Appell dazu gesehen werden sollten wie wichtig es sei nun wirklich aktiv zu werden, damit wir in der Zukunft noch immer solche Landschaftsaufnahmen machen können.
Um zurück zum Film zu kommen, fragen wir wie die weitere Reise aussehen wird.

fGR: Was haben Sie bisher mit „H is for Happiness“ erlebt? Wird es noch eine längere Tour geben?

JS: Ja! Erst wird er beim Malmø-Filmfestival gezeigt, dann geht es nach Melbourne und natürlich an andere Orte in Australien, auch nach Jeddah in Saudiarabien und nach Chicago in den USA - wir haben also eine ganz schön große Filmfestival-Tour vor uns. Bis jetzt war alles wunderbar, es war großartig an dem Film zu arbeiten. Der Film hat eine die Balance zwischen Humor und Mitgefühl, während er zeigt, dass die Vielfalt und die Unterschiede in den Menschen gefeiert werden sollen, zeigt er auch schwierige Momente, und wie junge Menschen darunter leiden. Er zeigt, dass wir zwar diesen schwierigen Verhältnissen ausgesetzt sein können, aber selber ausbrechen und das Leben feiern können. Das ist es, was ich an dem Film so liebe.

Das sind unserer Meinung nach wunderbare Schlussworte und wir danken John Sheedy. Passend dazu sind auch die beiden Hauptdarsteller Daisy Axon und Wesley Patten fertig mit dem Autogramme schreiben und kommen zu uns.

fGR: Auch an Euch Gratulation zum Film. Es gibt eine Buchvorlage - habt Ihr die gelesen bevor gedreht wurde?

Daisy: Ja, ich habe das Buch vorher gelesen und wusste daher viel über die Welt von Candice, obwohl einige Dinge aus dem Buch geändert wurden. Für mich war es ziemlich besonders, weil ich das Buch von meiner Schwester bekommen habe. Es war in der Grundschule mein Lieblingsbuch und ich habe mir mich selber beim Lesen im Buch vorgestellt. Nachdem ich es zu Ende gelesen hatte, habe ich es ein paar Monate zur Seite gelegt und dann kam plötzlich ein Casting für einen Film.

fGR: Und dann bist du zu dem Casting gegangen?

Daisy: Zuerst habe ich zu Hause ein paar Selbstaufnahmen gemacht und danach wurde ich zu einigen Vorsprechen eingeladen. Mein letztes war in Sydney, wo ich auch Wesley getroffen habe. Und ein paar Wochen später haben wir beide dann erfahren, dass wir die Rolle bekommen haben“

fGR: Und wie war das bei dir, Wesley?

Wesley: Ich habe das Buch nie gelesen und wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass es eine Buchvorlage gab. Aber jetzt habe ich das Buch zu Hause und fange an, es zu lesen. Nachdem ich wusste, dass ich Douglas spielen würde, habe ich das Drehbuch bekommen. Wir haben Hilfe von eine Schauspiellehrerin bekommen, die uns zum Beispiel gezeigt hat wie unsere Charaktere bestimmte Wörter aussprechen. Wir sollten uns auch Lieder anhören, um besser in die Rollen hineinzukommen.

fGR: Candice und Douglas sprechen im Film beide eine ziemlich hohe Sprache. War es schwierig euren Text zu lernen und manche Wörter auszusprechen?

Wesley: Ich musste eine Menge wissenschaftlicher Sachen lernen. Am Anfang fand ich es echt schwer, aber dann habe ich ein wenig bisschen Hilfe bekommen und im Internet recherchiert. Es hat auch Spaß gemacht, ich habe eine Menge daraus gelernt.

Daisy: Die Art wie die Sätze von Candice sind ist ziemlich knifflig, so dass es recht lange gedauert hat, bis ich sie konnte. Ich habe mir auch einiges durch Rhytmik gemerkt. Aber ich finde es echt toll, deswegen sollte es meiner Meinung nach nicht geändert werden.

fGR: War das euer erster Film? Wie fühlt es sich an, euch jetzt so groß auf der Leinwand zu sehen?

Wesley: Es ist der zweite Film für uns beide. Mein erster Film war ein Kurzfilm, bei dem das Filmen nur zwei Wochen gedauert hat. Bei diesem hier hat das viel länger gedauert. Aber sich jetzt da oben zu sehen, ist schon etwas unangenehm, finde ich.

Daisy: Ja, es ist total seltsam. Aber es ist cool, so viele Leute aus verschiedenen Ländern zu sehen, wir haben natürlich das australische Publikum gesehen, aber es ist so toll nach Berlin zu kommen, eine echt coole Stadt.

Dann quatschen wir noch ein wenig über Berlin und den schneelosen Winter, bevor die beiden auch schon weiter müssen. Wir bedanken und verabschieden uns bei Daisy und Wesley, die wir als aufgeschlossene und wirklich herzliche Jugendliche kennenlernen durften.
24.02.2020, Clara Bahrs

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