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Was ist es, wenn es nicht Liebe ist?

Jumbo erzählt die Geschichte einer jungen schüchternen Frau namens Jeanne, die Gefühle für das Fahrgeschäft ,,Movie It" entwickelt, welches sie ,,Jumbo" nennt. Jumbo kommuniziert anscheinend nur mit ihr und das durch Farben uns Signale. Jeannes Mutter, die sonst kein Problem hat mit ihrer Tochter über Sex zu reden, weiß auch nicht, wie sie mit dieser außergewöhnlichen sexuellen Orientierung umgehen soll und gleichzeitig macht sich der Parkleiter an Jeanne ran.

Wie Zoe Wittok, die Regisseurin, erzählte, hatte der Film ein extrem kleines Budget, da die Studios nicht bereit waren, in ein Thema zu investieren, von welchem die wenigsten je was gehört haben. Doch zu Jumbos Vorteil sieht der Film gar nicht low-budget aus. Die überraschend guten Effekte, das tolle Set Design, die gute Kamera und die vielen Farben sorgen für Bilder, die man sonst eher aus teuren Hollywood Produktionen kennt. Nur mit dem großen Unterschied, dass sich Hollywood nie an so ein Thema heranwagen würde. Der Film basiert lose auf der Geschichte von Erika Eiffel, die, wie man es dem Namen vielleicht entnehmen könnte, den Eiffel Tower zu ihrem "Mann" für gute und schlechte Zeiten gemacht hat. Doch ich finde, dass die Geschichte, die Jumbo erzählt, viel spannender und einfühlsamer ist und sich so auch einen Platz auf der großen Leinwand zu 100% verdient hat.

Was diesen Film vor allem ausmacht ist die Schauspielleistungen von Noémie Merlant als Jeanne und Emmanuelle Bercot als die verzweifelte Mutter Margarette. Sie bringen den Konflikt und die Gefühle der beiden unterschiedlichen Charaktere sehr gut rüber und so entsteht der Eindruck einer auch im realen Leben existierenden Mutter-Tochter Beziehung.

Aber kommen wir mal zum eigentlichen Hauptdarsteller: Move It alias Jumbo. Wie schon am Anfang angesprochen, hat mir das Design von Jumbo sehr gut gefallen. Er ist keine Achterbahn, aber auch kein Karussell – irgendetwas dazwischen. Doch wie Jumbo sich bewegt und mit Farben spielt, als wären sie Emotionen, fühlt sich so natürlich an, das man als Zuschauer noch besser in die Welt eintauchen kann. Im Allgemeinen wirkten alle Figuren (außer die Jugendlichen, welche sich immer über Jeanne lustig machen) relativ sympathisch und auch einem Parkleiter werden genug Charaktereigenschaften gegeben, so dass auch er seine Momente hat.

Alles in Allem ist Jumbo ein sehr gelungener Film, den sich alle anschauen sollten, die sich vor Nacktheit in Filmen nicht "ekeln“ (es gibt viel bei Jumbo) und mal Filme über außergewöhnliche Themen sehen wollen.

28.08.2020, Yaron Volk

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